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Ich … schon wieder

Bielefeld, Mai 2011: Da bin ich wieder: Socke, Fellnase, Katzenversteher und Abenteurer. Heute mit einem Abstecher in den BürgerPark und durch den Tunnel zur Alm. Von weitem erblicke ich den Elch. Interessant. Je näher ich dem 260 cm großen Kerl komme, desto weniger sehe ich. Mein Blick schweift über vier Hufe und über einen waschbrettflachen Bauch, wenn ich nach oben schaue. Beneidenswert.

Die Zeiten, als ich Pfote an Fuß mit meinem geliebten Menschen in ausgiebigen Touren den Bielefelder Westen erkundete, sind Geschichte. Mein Mensch ist alt. Zu alt, um mehrmals am Tag die steile Stiege zu bezwingen. So gibt es ein Arrangement. Dreimal am Tag erkunde ich meine Stadt, einmal am Tag begleitet mich mein Mensch. Genug Zeit, um die Neuheiten an den Hausecken, Straßenlaternen und Verteilerkästen zu erschnuppern. Ich glaube Menschen tun das auch, sich informieren meine ich. Dass sie dafür unsere Hausecken nutzen kommt scheinbar nur vor, wenn Arminia spielt. Allerdings habe ich noch nicht erlebt, dass mein Mensch sich auf diese Weise informiert. Sie sagt statt dessen immer „Komm Socke, wir holen uns eine Zeitung. Mal sehen was im Viertel so los ist.“ Wenn viel los ist, dann erfahre ich das auch von ihr. Immer wenn sie sagt „Hör Dir das an, das muss ich Dir vorlesen“ weiß ich, dass etwas von Interesse in unserem Viertel passiert. Daher überrascht es mich nicht, dass nun ein Graffiti-Künstler den Tunnel, also den Zugang zu unserer Stadtbahn mit Graffiti aufwerten wird.

 

Ausgerechnet die Betonwände, meiner Infotafel Nummer 1, bekommen eine neues Gesicht. Sie eignen sich als Leinwand. Mit Filzstiften, Spraydosen, Acrylfarben und Schablonen bewaffnet, werden nun durch geschickte Hände Kunstwerke erschaffen. Ausgeführt im Auftrag der moBiel GmbH (Stadtbahnbetreiber). 

Das wollen wir uns dann doch gemeinsam ansehen. Mein Mensch packt die Neugierde, sie findet unseren Ausflug spannend. Das kann ich riechen.

 Ich mache mir Gedanken über die vielen Informationen, die nun für mich verloren gehen. Informationen, die ich riechen aber mein Mensch nicht sehen kann.
Vor meiner Betonwand steht ein Gerüst. Ich schnupper interessiert. Offensichtlich war Theo als Erster hier. Angeber. Mit seinem Menschen. Theo darf nie alleine losziehen. Ich hebe das Bein und markiere ebenfalls mein Revier. Es ärgert mich ungemein, dass Theo bereits ein Zeichen gesetzt hat. Sally weiß nun bescheid. Sie ist ein heißer Feger. Die Begierde meiner Hundeträume. Auch sie sehe ich nie ohne ihren Menschen. Ihr Mensch ist nett. Krault mich hinter den Ohren, sobald ich Sally begrüße.
Fünf Monate sind vergangen. Nun steht es da, das 250 Quadratmeter große Wandbild an der Stadtbahnhaltestelle Rudolf-Oetker-Halle. Der Bielefelder Graffitiartist „jango oneliner“ hat den Haltestellenzugang in eine farbige Landschaft verwandelt. Darauf zu sehen: die SchücoArena, die Stadtbahn, die Oetkerhalle und auch Szenen von Kindern auf ihrem Weg zur Schule. Das gemeinschaftliche Projekt von moBiel und Arminia Bielefeld hat 20.000 Euro gekostet. All das weiß ich von meinem Menschen. Sie hat es mir vorgelesen. Sehr nett von ihr.

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