
Einmal
kurz Bellen: Es ist unser Erkennungszeichen. Ich sag: Hey, ich bin wieder da.
Die Tür geht auf und ich bekomme etwas Leckeres. Hoffentlich Leberwurst. Oh ja,
Leberwurst. Aber warum dauert es heute so lange. Vielleicht hat sie mich nicht
gehört. Ob ich nochmals belle? Einmal noch? Wenn ich hier im Treppenhaus „Krach“
mache, bekommen wir Ärger. Was bedeutet das eigentlich? So ganz klar ist mir
das nicht. Einmal Bellen ist ok, dreimal Bellen ist Krach. Typisch –
Menschenlogik. Für mich ist Krach, wenn mein Mensch die Stimme erhebt. Sie
reagiert meistens gereizt, wenn der Nachbar rechts die Tür zum Treppenhaus aufreißt.
Das ist dann mal krach, man glaubt es kaum. Jetzt hocke ich hier schon ziemlich
lange. Die Zeitung liegt auch noch vor der Tür. Was ist heute bloß los. Ich
habe Hunger. Mir ist langweilig und irgendwie riecht es auch komisch in unserer
Wohnung. Ganz anders als sonst. Nochmal bellen. Nix. Dann nochmal. Der Unsympath
reißt die Tür auf, guckt und schmeißt sie wieder zu. Ich belle und belle und belle.
Der
Hausmeister kommt mit seinem Schlüsselbund. Er schließt unsere Tür auf. Endlich.
Zack bin ich drin. Mein Mensch liegt auf dem Boden. Sagt nix, tut nix. Ich
schnupper. Sie riecht ganz leicht faulig. Genau der Geruch, den ich seit gestern
in der Nase habe. Das Wasser in meinem Napf schmeckt abgestanden. In dem
anderen ist noch etwas Trockenfutter von gestern.
Immer
mehr Menschen kommen in die Wohnung. Dann höre ich meinen Namen. „Und was
machen wir mit dem Hund?“ „Der heißt Socke.“ Die zweite Stimme ist die des
Hausmeisters. „Ich kann ihn erst mal mit zu mir nehmen, bis die Angehörigen das
sind.“ Auch Du schreck. Nee. Nicht zum Hausmeister. Da war ich als mein Mensch
im Krankenhaus lag. Die Tür ist noch auf. Also Flucht. Bloß weg hier. Ich setze
zum Sprint an. Slalom durch sechs Paar Beine. Hilfe. Wo kommen denn die ganzen
Hände her. Mist. Eine Frau in Blau packt mich im Genick. Vor Schreck jaule ich
laut auf. Sie lässt los. Wohl auch vor Schreck. Glück. Jetzt bin ich weg.