„So, jetzt weißt Du nicht nur was ich Nachts mache, sondern auch wo ich wohne.“ Mit einer Hand kraulte Leo Socke hinter den Ohren. Gemeinsam waren sie in den Hauseingang geflohen. Leo völlig außer Atem, Socke erfrischt und neugierig. „Dabei muss ich Dir wohl dankbar sein. Mein Portemonnaie muss mir bei meiner Flucht aus der Tasche gefallen sein. Hätten es die Bullen unter dem Ossi gefunden, wäre ja klar gewesen, dass ein Teil der nächtlichen Stadtverschönerungen auf meine Kappe gehen.“ Leo verstaute seine Spraydosen in einer großen Truhe, die im Flur an der Wand stand.
„Als Hund wirst du zwar nicht wissen, was illegal ist. Aber immerhin bist du gut im Apportieren. Wo ist denn dein Mensch, der dir das beigebracht hat?“ Wieder kraulte Leo Socke, dieses mal ausführlich. „So gierig, wie du mein Käsebrot verschlungen hast, scheinst du aktuell niemanden zu haben, der auf dich wartet. Was hältst du davon, wenn ich dir hier in meiner WG einen Schlafplatz anbiete.“ Für Socke klang das annehmbar. Die letzten zwei Nächte im Freien, das war nix für ihn. Wie von Zauberhand lag plötzlich eine alte Decke und ein Napf mit frischem Wasser in der großen gemütlich eingerichteten Küche mit der hohen Decke in der Nähe der Heizung auf dem Boden.
„Wer weiß, ob ich deine Dienste nicht sogar öfter brauche. Du könntest bellen, wenn jemand kommt. Was meinst Du – ist das ein Deal?“ Kost und Logie frei, ein Dach mit Heizung und darüber hinaus jede Menge nächtlicher Streifzüge durch die Straßen Bielefelds. Das alles für ein einziges „Wuff“ falls sich jemand näherte – das klang wie das Paradies auf Erden. Zufrieden kuschelte Socke sich in seine neue, alte Decke.
